2021_03_Geretsried, Tyczka Energypdf

Energiemarkt im Umbruch Autofahrer erleben es aktuell: Die Energiepreise sausen nach oben. Was ist da los? Stephan Meisnitzer, Geschäfts- führer bei Tyczka Trading & Supply, gibt Antworten. Interview 08 Magazin: Was passiert derzeit eigentlich in der Energiewelt? Stephan Meisnitzer: Wir erleben den Anfang eines Umbruchs mit nachhaltigen Folgen. Um Emissionsminderungsziele zu erreichen, greifen Staaten sowohl dirigistisch als auch mit Anreizen in den Energiemarkt ein. Sie wollen die Art der Energieerzeugung Richtung erneuerbarer Ener- gien lenken und den Verbrauch reduzieren. Als sinnvolles Mittel gilt leider überwiegend die Verteue- rung fossiler Energien, ohne deren weiteren Gestal- tungsmöglichkeiten zu sehen. Magazin: Gibt es weitere Gründe für den Preisanstieg? Meisnitzer: Ja, mehrere Gründe. Die Maßnahmen der Coronabekämpfung 2020 führten anfangs zu einem fast vollständigen Stillstand der Gesellschaften mit einem dramatischen Einbruch des Energieverbrauchs, der die Energiepreise weltweit abstürzen ließ. In dem Maße, wie sich die Welt wieder von der Pandemie befreite, stiegen Verbrauch und damit auch die Preise. Die Unsi- cherheit, weltweit die richtigen Mengen an Rohöl und Erdgas gemessen am steigenden Bedarf zu fördern, führte zu Preisausschlägen. Zudem hinkt die weltweite Rohölförderung wegen der Förderpolitik der OPEC+ Staaten und der sehr intensiven Hurrikansaison im Golf von Mexico dem aktuellen Bedarf inklusive notwendiger Bestandsaufbauten hinterher. Schlimmer noch ist die Entwicklung beim Erdgas. Nach dem relativ kalten Win- ter 2020/2021 sind die Speicher deutlich geringer gefüllt als üblich. Um die Versorgungssicherheit im Winter zu gewährleisten, müssen sie wieder aufgefüllt werden. Unter anderem führte dies zum stärksten Preisanstieg von Erdgas in seiner Geschichte und zum absolut höchs- ten Preisniveau. Auch die Strompreise sind hiervon be- troffen. Private und industrielle Verbraucher spüren die Auswirkungen an jeder Tankstelle und bei jedem Ener- gieeinkauf. Kurzfristig wird sich dies wohl nicht auflösen. Magazin: Welche Rolle spielt die CO 2 -Abgabe? Meisnitzer: Um fossile Energien zu verteuern und das Verbraucherverhalten umzulenken, gibt es seit 2021 die CO 2 -Abgabe. Ihr Anfangssatz von 25 Euro/Tonne (EUR/T) CO 2 soll nach aktu- eller Gesetzgebung bis 2025 stufenweise auf 55 EUR/T steigen. Da eine Tonne fossilen Kraft- oder Brennstoffs rund drei Tonnen CO 2 erge- ben, beträgt die CO 2 -Abgabe in diesem Jahr rund 80 EUR/T und 2025 bis zu 170 EUR/T. Hinzu kommt die Mehrwertsteuer, die einen überproportio- nalen Hebel entfaltet und sich angesichts der Energie- steuer und anderer Abgaben längst zu einer Steuer- steuer entwickelt hat. Magazin: Wie steht Flüssiggas preislich gesehen im Vergleich zu anderen Energieträgern da? Meisnitzer: Natürlich hängt Flüssiggas als Fertig­ produkt aus Rohöl und auch aus Erdgas von der inter- nationalen Preisentwicklung ab. Im Gesamtvergleich steht Flüssiggas allerdings gut da. Flüssiggas ist einer der saubersten fossilen Energieträger, der sich hervor- ragend mit erneuerbaren Energien kombinieren lässt, z. B. Gaswärmepumpe und Solar. Man kann sich so seinen eigenen Energiemix zusammenstellen. Tyczka unterstützt dies in mehrfacher Hinsicht. Zum einen bieten wir effiziente Energie- und Wärmeversorgungs- lösungen bei Neubauten und Modernisierungen. Zum anderen beraten wir unsere Kunden im Rahmen der Flüssiggas-Kaufentscheidung. Darüber hinaus ist Tyczka einer der größten Versorger im deutschen Flüssiggasmarkt, bezieht Ware per Schiff und Zug, speichert in eigenen Terminals und Tanklagern und versorgt sich aus allen deutschen und vielen internati- onalen Raffinerien. Unsere Marktexpertise und jahr- zehntelange Erfahrung ermöglichen uns eine Portfolio- politik, die die Preisentwicklung für unsere Kunden möglichst moderat abbildet. „Wir erleben den Anfang eines Umbruchs“, Ste- phan Meisnitzer, Geschäftsführer bei Tyczka Trading & Supply

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